Ich habe mir eine Wallbox installieren lassen. Was ich dabei so erlebt habe erzähle ich hier:
Als erstes habe ich mich auf diversen Seiten im Internet informiert, auch bei Onlineshops z. B. Energielösung und bei diversen Youtube Kanälen.
1. Im Oktober 2021 habe ich bei der KfW den Föderantrag gestellt. Dieser wurde im November 2021 bewilligt. So hatte ich dann bis Oktober 2022 Zeit die Installation umzusetzen. Erste Randbemerkung: ich hätte mir mehr Zeit mit der Umsetzung lassen sollen, denn kaum wurde bekannt, dass der Fördertopf leer ist sanken die Preise der Boxen. In meinem Fall von 499,95 Euro im Februar auf 444,95 Euro Stand heute.
2. Ich fragte bei einem Elektriker A in der Nachbarschaft nach einem Angebot zur Installation und Lieferung einer Wallbox an. Der Elektriker kam auch recht schnell um sich die Begebenheiten anzuschauen. Aber leider war sein Angebot an meinen Wünschen vorbei. Es wurde eine Wallbox angebooten die weit mehr Funktionen hat als ich benötige und so war das Angebot mit 1.967,46 Euro incl. einer "Wallbox Keba P30-C-Serie mit Steckdose" mir viel zu teuer. Leider war der Anbieter nicht bereit auf meine Wünsche einzugehen und sein Angebot mit einer anderen Wallbox anzupassen.
3. Ich suchte mir also selbst eine Wallbox die meinen Anforderungen entspach und landete bei der Vestel EVC04-AC11 Wallbox (bis 11 kW) mit Ladesteckdose
4. Ich fragte einen weiteren Elektriker B in der Nachbarschaft an, ob er mir die Vestel installieren würde. Sein Angebot beschränkte sich auf eine Zahl auf einem Auftragsbogen. Die Aussage mündlich war 480,00 Euro pauschal im Schhaltkasten, die Verlegung von 3m Leitung und die Montage der Wallbox nach Aufwand etwa eine Stunde. Diese Art des Angebots hätte mich evtl. schon stutzig machen können.
5. Ich bestellte die Vestel bei Energielösung für 499,95 Euro und vier fischer Abstandsmontagesystem Thermax 8/140 M6 für Dämmstoffe für 23,58 Euro bei Amazon.
6. Telefonisch machte ich wie vereinbart mit dem Elektriker B einen Installationstermin aus.
7. Und am 8.3.20022 wurde zum vereinbarten Termin in drei Stunden die Wallbox montiert und angeschlossen. Der Monteur arbeitete sauber und freundlich.
8. Die Rechnung belief sich auf 661,76 Euro. Obwohl im geschäftlichen Verkehr mit Endverbrauchern die Preise incl. Mehrwertsteuer angegeben werden müssen hat Elektriker B die Mehrwersteuer auf die 480,00 Euro Pauschale aufgeschlagen. Der Monteur hat für die Arbeiten im Schaltkasten zwei Stunden benötigt und für die Montage der Wallbox und der Leitung zur Wallbox eine Stunde. Die eine Stunde wurde mit 59,90 Euro zzgl. MwSt. berechnet. Hier mal die Rechnung abgeschrieben:
Montage Wallbox: | ||
Lieferung und Montage von 1 FI Schalter 4polig, 3 Einbauautomaten 32A und Kuperbrücken Grundpreis | 480,00 | Euro |
3m 5x6mm² NYY | 16,20 | Euro |
1 Monteurstunde | 59,90 | Euro |
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Zwischensumme | 556,10 | Euro |
19% Mehrwertsteuer | 105,66 | Euro |
------------------ | ----- | |
Gesamt | 661,76 | Euro |
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Ein FI-Schalter ist für um die 25-30 Euro, ein Einbauautomat für 3-5 Euro und ein Satz Kabelbrücken 10mm² für 15-20 Euro für einen Endverbraucher zu bekommen. Für einen Elektriker im Großeinkauf bestimmt günstiger. Macht zusammen für das Material im Schaltkasten 55 Euro bleiben also für zwei Stunden Arbeit von der Pauschale über 400 Euro übrig. Da mag sich jeder selber seine Gedanken zu machen.
Ist hier die Geschichte nun zu Ende? Leider nein.
Damit ich das hier so beschreiben kann habe ich mir die Installation genau angeschaut und musste leider einige Mägel feststellen.
Vorab: Ich bin kein Elektriker. Ich habe 1981 die zweijährige Berufsfachschule Elektrotechnik abgeschlossen, aber nie im Elektrohandwerk gearbeitet. Ich habe um diese Wallboxinstallation zu dokumentieren im Internet in öffentlich zugänglichen Quellen recherchiert.
In der Installationsanweisung der Vestel Wallbox (die dem Elektriker B bei der Installation vorlag) ist beschrieben, dass der Box ein FI-Schutzschalter Typ A vorgeschaltet werden muss.
Und nun zur Bestandaufnahme nach der Installation:
1. Die 3m Anschlußleitung hatte einen Querschnitt von 5x1,5mm² entgegen der in der Rechnung angegebenen 5x6mm².
2. Es wurde ein FI-Schutzschlater Typ AC der Fa. Schelinger installiert.
3. Die Kabelbrücken hatten verzinnte Aderenden.
Punkt 1 ist klar, oder? Austausch wie berechnet und bezahlt.
Punkt 2: Nach Recherche im Internet stellte ich fest, dass FI-Schalter Typ AC in Deutschland seit 1985 nicht mehr erlaubt sind. Warum hat Elektriker B so einen installiert? Er hat es mir nicht beantwortet. Ich kann es mir nur so erklären, dass er versehentlich bei seinem Lieferanten statt Typ A Typ AC bestellt hat, da Typ AC im benachbarten Ausland weiterhin erlaubt sind, bieten die Lieferanten auch Typ AC an. Also auch hier nur eine Lösungsmöglichkeit: Austausch gegen einen FI-Schalter Typ A.
Punkt 3: Hier ergab die Internetrecherche, dass nach VDE 0100-520:2003-06 Abs. 526.2. das Verzinnen nach Möglichkeit zu vermeiden sei. Da es die Möglichkeit der vercrimpten Aderenden gibt und das Stand der Technik ist, bleibt auch hier nur der Austausch als Lösung.
Ich schrieb dem Elektriker also eine Mail in der ich zuerst nur auf den falschen FI Schalter einging, da ich die weiteren Mängel noch nicht entdeckt hatte:
Hallo Herr xxxx,
das hat heute ja super geklappt mit der Installation. Sauber und fix.
Danke nochmal dafür.
Jetzt habe ich aber noch eine Frage:
Es wurde als FI Schutzschalter der "K7-4-40-030" von der Firma Schelinger installiert. Laut Datenblatt von der Webseite der Fa. Schelinger https://schelinger.eu/de/product/fi-schutzschalter-ac-4p-40a-30ma-5821.html handelt es sich um einen FI Schutzschalter vom Typ "AC".
Laut der Seite www.elektrofachkraft.de https://www.elektrofachkraft.de/sicheres-arbeiten/typenvielfalt-von-fehlerstrom-schutzeinrichtungen-rcd sind FI-Schutzschalter vom Typ "AC" nicht mehr in Deutschland zugelassen und es muss mindestens ein Typ "A" installiert werden. In der Installationsanleitung der Wallbox steht: "Die EVC04-AC11 bietet zusätzlich eine integrierte DC Fehlerstromerkennung (6 mA), wodurch lediglich ein einfacher, kostengünstiger FI-Schalter Typ A notwendig ist."
Jetzt bin ich etwas verunsichert. Können Sie Licht ins Dunkle bringen?
Mit freundlichen Grüßen
Martin Gensch
Als Antwort erhielt ich:
"Sehr geehrter Herr Gensch.Zu Ihrer Anfrage teilen wir ihnen mit,daß Werkseitig in der Walbox ein F I Schalter montiert ist der die Elektronik schützt,der von uns eingebaute F I Schalter schützt die kmplette Anlage.Auschlaggebend ist die Leistung und nicht das Fabrikat. Mit freundlichem Gruß xxxxxxxxx."
Was soll mir das nun sagen? Hat der Elektriker meine Mail nicht verstanden? Ich fragte nochmal per Mail nach, erhielt aber keine Antwort mehr.
Also verfasste ich eine Mängelanzeige und setze eine 14 tägige Frist zur Behebung.
Auch diese Mängelanzeige sendete ich per Mail. Nachdem ich sieben Tage keine Antwort bekam warf ich die Mängelanzeige als Brief beim Elektriker ein, aber auch darauf hin erhielt ich keine Reaktion. In der Mägelanzeige kündigte ich an, dass ich falls notwendig ein Güteverfahren vor der Handwerkskammer Hannover starten würde. Und so kam es dann auch. Im Rahmen des Güteverfahrens hat der Elektriker alle drei genannten Mängel behoben. Ursprünglich hatte ich noch eine vierte Beanstandung, da ich davon ausging, dass die Einbauautomaten mit 32A überdimensioniert seien und gegen 16A Einbauautomaten auszutauschen sind, dass ist aber bei einer Installation von 6mm² Leitung nicht der Fall. So kann auch später mal die Wallbox gegen eine 22kW Ausführung ausgetauscht werden. Das Güteverfahren hat mich 35 Euro gekostet. Hier möchte ich den Mitarbeiter der Handwerkskammer für seine Beratung und die Durchführung des Verfahrens ausdrücklich loben. Hätte der Elektriker die Mitwirkung am freiwilligen Güteverfahren abgelehnt, hätte ich 20 Euro der Gebühr erstattet bekommen.
Fazit:
Für 1220,29 Euro habe ich eine Wallbox installiert bekommen. Von der KfW eine Föderung von 900 Euro erhalten und viel gelernt.
Was hätte ich besser machen können? Ich hätte auf einem schriftlichen Angebot bestehen können und wenn Elektriker B das nicht gemacht hätte einen anderen Elektriker anfragen. Elektriker B machte aber bei der Besichtigung einen guten Eindruck. Die Mängel hätten auch eingebaut werden können wenn ich ein schriftliches Angebot bekommen hätte. Entdeckt habe ich sie nur, da ich die Installation dokumenntieren wollte.
Und hier ein paar Bilder:
Hier der falsche FI:
Hier erkennbar die verzinnten Anderenden der Kabelbrücken:
Und hier die Leitung mit dem zu geringen Querschnitt, im Vergleich ein 1,5mm² und ein 6mm² Vergleichsstück:
Und so sieht die Wallbox an der Wand aus: